Handelsrecht ist Pflichtstoff im ersten Staatsexamen und erfreut sich dort stets großer
Beliebtheit bei den Klausurenstellern. Denn das Handelsrecht als „Sonderprivatrecht der
Kaufleute“ modifiziert einige Normen des BGB und lädt so gerade dazu ein, es mit anderen
Rechtsgebieten zu kombinieren. So tauchen oftmals handelsrechtliche Probleme als
„Aufhänger“ für Probleme etwa aus dem Sachenrecht oder dem Besonderen Schuldrecht auf.
Jeder Examenskandidat sollte also zumindest die Grundzüge des Handelsrechts erfasst haben.
An der Universität Mannheim wird Handelsrecht auch verstärkt in der
Schwerpunktbereichsklausur Wirtschaftsrecht AT abgeprüft.
Tobias Lettl ist Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht an der
Universität Potsdam.
Kritik
Der Aufbau des Buches orientiert sich zunächst an dem klassischen Aufbau von Lehrbüchern
des Handelsrechts. Nach einer knappen dogmatischen Einleitung werden zunächst ausführlich
die Kaufleute, das Firmenrecht, die Haftung bei Unternehmensfortführung, die Stellvertretung
im Handelsrecht sowie kaufmännische Geschäftsmittler behandelt. Danach werden knapp die
handelsrechtlichen Buchführungsgrundsätze abgehandelt. Sodann befasst sich der Autor
zunächst allgemein mit dem Handelsgeschäft, bevor in jeweils eigenen Kapiteln betrachtet
wird, wie das HGB die BGB-Normen im Hinblick auf die Rechtsgeschäftslehre, das
Allgemeine und Besondere Schuldrecht und das Sachenrecht modifiziert.
Dieser Aufbau weiß zu gefallen. Die grundlegenden handelsrechtlichen Theorien werden
ausreichend behandelt, ohne in detaillierte dogmatische Streitigkeiten abzuschweifen.
Stattdessen sind die Ausführungen zu einzelnen Themen gleich dem Aufbauschema in der
Klausur angelehnt. Am Ende vieler Abschnitte sind sodann nochmal die einzelnen
Prüfungspunkte in einer Übersicht dargestellt.
Zwar mag man kritisieren, dass ein solches „Festklammern“ an Prüfungsschemata dazu
führen kann, dass das im juristischen Studium nötige kritische Hinterfragen ausbleibt und
vielmehr durch ein Abarbeiten der Prüfungspunkte ersetzt wird. Allerdings bleibt darauf
hinzuweisen, dass so eine gewisse Klausurnähe erreicht wird und der geneigte
Examenskandidat ohnehin dazu in der Lage sein sollte, in der jeweiligen Klausur unwichtiges
von wichtigem zu trennen.
Der Autor schafft es, auf etwas mehr als 300 Seiten das examensrelevante Wissen des
Handelsrechts zu vermitteln. Dabei mag er an der ein oder anderen Stellen über das wirklich
nötige Wissen hinausgehen, nie hat man jedoch das Gefühl, das Geschriebene sei überflüssig,
es fügt sich vielmehr in das durch das Lehrbuch vermittelte Gesamtverständnis ein.
Bei den Fußnoten konzentriert sich Lettl primär auf Urteile des BGH, die wichtigsten
Kommentare und die Standardwerke von K. Schmidt und Canaris. So verliert man sich nicht
in den Quellen, sondern wird lediglich auf die wichtigsten Stimmen in der Literatur
verwiesen. Dies mag für eine Hausarbeit ein Nachteil sein, für die selbständige Erarbeitung
des Stoffs als Klausur- bzw. Examensvorbereitung jedoch genügt das und sorgt für eine
gewisse Übersichtlichkeit.
Streitstände werden klar dargestellt.
Lettl sorgt oftmals für eine lebhaftere Darstellung,
in dem er seine eigene Meinung mit einbringt, ohne sie jedoch in den Vordergrund zu stellen
und die sonstigen Auffassungen entsprechend zu markieren. Außerdem ist hervorzuheben,
sind an wichtigen Stellen Beispielsfälle mit durchaus ausformulierten Lösungen im
Gutachtenstil eingeschoben sind. Dies ersetzt zwar kein Fallbuch, gibt dem Leser aber die
Chance, das gerade Gelesene klausurmäßig aufbereitet zu sehen. Damit setzt Lettl sein
Konzept der Klausurorientierung konsequent um.
Abschließendes Urteil
Das Lehrbuch von Lettl wird seinem Anspruch als „Juristisches Kurz-Lehrbuch“
vollumfänglich gerecht. Kurz ist es dabei allerdings nur im Vergleich zu den Großwerken von
Schmidt und Canaris, die jedoch auch eine andere Zielrichtung haben. Gerade wenn man sich
auf eine Klausur mit handelsrechtlichem Schwerpunkt vorbereiten will, aber auch zur
Vorbereitung auf das Examen, eignet sich das Werk sehr gut. Sicher, wer sich tiefere
dogmatische Kenntnisse, die über das Examenswissen hinausgehen, aneignen will, muss auf
andere Werke zurückgreifen – diesen Anspruch erhebt das Buch aber auch nicht. Auch der
Preis von knapp 26 € scheint zwar eher am oberen Ende der Skala, aber noch im vertretbaren
und bezahlbaren Rahmen für dieses Buch.
Felix Sperrle