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Jens Adolphsen: Zivilprozessrecht, 4. Auflage 2014, 327 S., 24, 00 € (Nomos)

Zivilprozessrecht für das erste Staatsexamen nicht zu lernen, kommt grober Fahrlässigkeit gleich. Zahlreiche Examensklausuren haben einen zivilprozessrechtlichen Mantel, der zwar regelmäßig nicht allzu kompliziert ist, aber einen Nichtkenner der ZPO in tiefe Probleme bringen und eine gute Klausur zunichte machen kann. Punkte im prozessualen Teil liegen zu lassen, ist ärgerlich, sich den materiellrechtlichen Teil der Klausur deshalb zu zerschießen einfach nur unnötig. 

Problem ist aber, dass es zwar eine Auswahl an Lehrbüchern zur ZPO gibt, diese aber zumeist vom Umfang und Tiefe weit über das hinaus gehen, was im ersten Staatsexamen Pflichtstoff ist. Der Grund dafür ist, dass diese Bücher sich häufig sowohl an Referendare als auch an Studierende richten. Ein Beispiel dafür ist der Grundkurs zur ZPO von Musielak. Da man als Student aber nicht wirklich weiß, was jetzt tatsächlich relevanter Examensstoff ist, bleibt bei der Durcharbeitung solcher Lehrbücher ein Gefühl der Unsicherheit. 

Das Lehrbuch von Jens Adolphsen versucht diese bestehende Lücke zu schließen und richtet sich gezielt an den Examenskandidaten. Folge ist ein reduzierter Stoff gepaart mit zahlreichen Hinweisen zum Prüfungsaufbau und den Verzahnungen des prozessualen mit dem materiellen Recht. 

Jens Adolphsen ist Professor für Bürgerliches Recht, nationales und internationales Zivilverfahrensrecht Sportrecht an der Universität Gießen. 

Kritik 

Das Lehrbuch ist hauptsächlich auf die Klausurbearbeitung ausgerichtet. Das merkt man direkt auf der ersten Seite, wo Adolphsen sein Lehrbuch mit einem Prüfungschema einleitet. Dieses Schema ist deshalb so wertvoll, weil es Orientierung bietet und man weiß, wo man sich bei der Durcharbeitung gerade befindet. Weiterhin finden sich zahlreiche Schemata zu den klausurträchtigsten Konstellationen im ersten Staatsexamen. An vereinzelten Stellen weist Adolphsen den Studenten daraufhin, inwieweit das vorliegende Problem in einer Klausur eingebaut werden kann. 

Das Lehrbuch stellt den Zivilprozess in seiner chronologischen Abfolge verständlich dar und setzt dabei Schwerpunkte auf die Themen, die dem Autor für die Staatsprüfung am relevantesten erschienen. Die einzelnen Rechtsinstitute und Rechtsmittel werden anschaulich erläutert und voneinander abgegrenzt. Zahlreiche Pluspunkte erzielt das Lehrbuch wegen seiner zahlreichen Fälle. Diese dienen sowohl dem Verständnis als auch der Wiederholung. 

Leider stellt das Lehrbuch nicht die ebenfalls examensrelevanten Bereiche der Zwangsvollstreckung dar, sondern beschränkt sich auf das Erkenntnisverfahren. Zudem hätten die Instrumente des vorläufigen Rechtsschutzes durchaus eine stärkere Berücksichtigung verdient. 

Abschließendes Urteil 

Das Lehrbuch kann gerade wegen seiner fallorientierten Darstellung gut empfohlen werden. Es ist von Anfang klar auf die Klausurvorbereitung ausgerichtet, bietet zahlreiche Schemata und Hinweise, inwieweit das dargestellte Problem in eine Examensklausur eingearbeitet werden kann. Der Autor erschlägt den Studenten nicht mit einer ausufernden und abstrakten Darstellung, sondern erklärt die prüfungsrelevante ZPO für das erste Staatsexamen verständlich und in der gebotenen Länge.

David van Koppen

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