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Jan Schürnbrand: Examens-Repetitorium Verbraucherschutzrecht (2. Auflage 2014), 109 S., 16, 99 € (C.F. Müller)

Das Verbraucherschutzrecht gehört im Allgemeinen wohl nicht zum Lieblingsstoff in der juristischen Ausbildung. Die Normen dieses Rechtsgebiet sind lang, kompliziert und mit zahlreichen Ausnahmen ausgestattet. Alles in allem fehlt es häufig an Übersichtlichkeit und Struktur. Die zahlreichen Ausnahmetatbestände sind in der Regel das Ergebnis erfolgreicher Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel. Dennoch, das Verbraucherrecht gehört zum Examensstoff und muss daher zumindest mal bearbeitet worden sein. Ohne Vorwissen wird man in der Klausur wahrscheinlich untergehen. Einen solchen Untergang möchte das Examens-Repetitorium von Jan Schürnbrand vermeiden. Auf nicht mal 110 Seiten werden die examensrelevanten Bereiche auf Examensniveu dargestellt und vertieft. 

Jan Schürnbrand ist Professor für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht und Rechtsvergleichung an der Universität Tübingen. 

Kritik

Das Buch hat sich das Ziel gesetzt, eine vertiefende und wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung zentraler Fragen des Verbraucherschutzrechts zu sein. Es will ein Hilfsmittel zur gezielten Wiederholung des Stoffes als Vorbereitung auf das erste Staatsexamen zu sein. Vom Inhalt und Umfang her ist es primär auf den Examenskandidaten ausgerichtet. Der Anfänger wird mit diesem Buch deshalb eher weniger anfangen können. Der Sprachstil ist ansprechend. Schwerpunkte werden im AGB-Recht, Verbraucherkreditrecht, Recht der besonderen Vertriebsformen und den Rechtsfolgen des Widerrufs gesetzt. Ob man das kurze Kapitel über die Time-Sharing-Verträge für die nächste Auflage angesichts seiner geringen Examensrelevanz nicht lieber streichen sollte kann hier dahinstehen. Störend für die Lektüre ist es zwar nicht, nötig für das Verständnis aber auch nicht. 

Das Besondere an der Unirep-Reihe ist die fallorientierte Darstellung des Stoffes. Zahlreiche Probleme werden mit einem Fall eingeleitet, welcher anschließend in kompakter Art und Weise gelöst wird. Diesem Konzept folgt auch das vorliegende Werk. Insgesamt 34 Fälle vertiefen einzelne Probleme anschaulich und eindringlich. Viele Fälle sind sinnvoll mit den lehrbuchartigen Ausführungen verknüpft und bauen inhaltlich auf ihnen auf. 

Positiv fällt vor allem auf, dass Schürnbrand den Sinn und Zweck der jeweils zu behandelnden Norm kurz darstellt und immer wieder auf die durchaus vorhandenen allgemeinen Grundsätze des Verbraucherschutzes hinweist. Das bildet und fördert Systemverständnis. Zudem wird deutlich, dass das der Schutz des Verbrauchers im Verkehr mit erfahrenen Unternehmern rechtspolitisch vollkommen gerechtfertigt ist. Dadurch erklärt sich dann auch der Systembruch, der mit dem Widerrufsrecht und anderen Elementen des Verbraucherschutzes im Allgemeinen Zivilrecht vollzogen wird. 

Das Verbraucherrecht ist als noch junges Rechtsgebiet für seine Rechtsanwendung auf höchstrichterliche Rechtsprechung angewiesen. Diese fehlt aber häufig, was dem Autor die Darstellung des Stoffes nicht einfach macht. Das fällt besonders im Kapitel zu den besonderen Vertriebsformen auf, welches im Sommer 2014 geändert wurde. Einzelne Fragen, insbesondere zur Bürgschaft können deshalb aufgrund fehlender Rechtsprechung nicht abschließend gelöst werden. 

Die zahlreichen Flüchtigkeitsfehler des Buches, welche in Rezensionen zur Erstauflage gerügt wurden, sind in der zweiten Auflage glücklicherweise behoben worden. Denn eine fehlerfrei Darstellung des Stoffes ist insbesondere in der unmittelbaren Examensvorbereitung überlebensnotwendig, um für die Klausur gerüstet zu sein. 

Abschließendes Urteil

Das Examens-Repetitorium eignet sich sehr gut für denjenigen, der sich das Verbraucherrecht auf Examensniveau in einer komprimierten und sinnvoll aufbereiten Darstellung zuführen möchte. Der Anfänger, der zum ersten Mal im zweiten Semester Verbraucherrecht hört sollte aber lieber die Finger von diesem Werk lassen. Denn dafür werden zu viele Grundkenntnisse im bürgerlichen Recht verlangt. Ohnehin ändert sich das Verbraucherrecht meistens eh noch einmal bevor das Examen ansteht.

David van Koppen

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