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Holger Fleischer/Frauke Wedemann: Prüfe dein Wissen – Handelsrecht, 9. Auflage 2015 261 S., 24,90 € (C.H. Beck)

Handelsrecht ist Pflichtstoff im 1. Examen und erfreut sich dort stets großer Beliebtheit bei den Klausurenstellern. Denn das Handelsrecht als „Sonderprivatrecht der Kaufleute“ modifiziert einige Normen des BGB und lädt so gerade dazu ein, es mit anderen Rechtsgebieten zu kombinieren. So tauchen oftmals handelsrechtliche Probleme als „Aufhänger“ für Probleme etwa aus dem Sachenrecht oder dem Besonderen Schuldrecht auf. Jeder Examenskandidat sollte also zumindest die Grundzüge des Handelsrechts erfasst haben. An der Universität Mannheim wird Handelsrecht auch verstärkt in der Schwerpunktbereichsklausur Wirtschaftsrecht AT abgeprüft. 

Holger Fleischer ist Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg und Affilliate Professor an der Bucerius Law School. Frauke Wedemann ist Professorin an der Universität Münster. 

Kritik 

Das Buch ist Teil der Prüfe-dein-Wissen-Reihe (PdW). Es ist soll dem Leser eine Möglichkeit zur Überprüfung des Erlernten in einer Frage-Antwort-Methode ermöglichen. Die Autoren stellen 512 Fragen, die sodann gelöst werden. Bezüglich des Aufbaus orientiert sich das Lehrbuch an dem klassischen Aufbau, stellt zuerst Fragen zu den Grundlagen des Handelsrechts, behandelt dann den Handelsstand, die Handelsbücher und sodann die Handelsgeschäfte. Diese Oberthemen sind weiter untergliedert, so dass man schnell Fragen zu dem Wissen findet, das man gerade überprüfen will. Auf jede Frage folgt eine kurze Lösung. Die Fälle bzw. Fragen sind kurz und problemorientiert. Entsprechend sind auch die Lösungen gestaltet: Sie steuern direkt auf das Problem zu, ohne eine vollständige gutachterliche Lösung vorzuschlagen. Dieser Anspruch kann bei der Anzahl der Fälle aber auch nicht erhoben werden, vielmehr würde eine solche Vorgehensweise wohl ablenken und die Lektüre eher erschweren. 

Kritisch bleibt anzumerken, dass recht häufig auch reine Wissensfragen gestellt werden. Obwohl das Werk gerade kein Fallbuch darstellt, wäre es didaktisch doch sinnvoller, auch kleinere Probleme in einen (sehr) kurzen Fall zu verpacken. Dass dies vortrefflich möglich ist, zeigen die Autoren selbst, wenn sie eben solche Fälle formulieren und lösen. Hierdurch wird schlichtweg eine höhere Klausurnähe geschaffen und dem Studenten zumindest eine gewisse Transferleistung abverlangt. Die Fälle/Fragen sind in Grundlagen-, Vertiefungs- und Schwerpunktwissen unterteilt. Diese Unterteilung macht sicher Sinn, der Student kann so gerade die Fragen beantworten, die zu seinem Fortschritt im Studium passen. 

Anzumerken ist aber, dass eventuell der Anteil der Fälle, die den Leser etwas mehr fordern, ohne exotische Randgebiete zu behandeln, noch etwas erhöht werden könnte. Dies ist etwa sinnvoll, wenn sich dieser auf das Examen oder auf größere Klausuren im Handelsrecht vorbereiten will. 

Abschließendes Urteil

Über die Sinnhaftigkeit des Lernens mit solchen „Mini-Fällen“ lässt sich natürlich trefflich streiten. Sicherlich erlernt der Student hier nicht das Arbeiten an längeren Sachverhalten, die Problemfindung oder Schwerpunktsetzung in längeren Sachverhalten. Hat man diesen Anspruch aber nicht – oder arbeitet hierfür parallel mit einem entsprechenden Fallbuch – so kann mit diesem Buch eine direkte Wissensüberprüfung und -festigung durchaus gelingen. Letztendlich besteht auch ein längerer Sachverhalt aus nichts anderem als aus kleineren Einzelproblemen, die im vorliegenden Werk dargestellt werden. 

Zur Arbeit mit dem Buch ist anzumerken, dass es eben nur zur Wissensüberprüfung und nicht zur Aneignung von ebendiesem zu verwenden ist. Dafür ist es nicht ausgelegt und didaktisch auch nicht geeignet. Wie bei jeder Fallbearbeitung empfiehlt es sich dringend, die Fälle kurz für sich selbst, zumindest skizzenhaft, zu lösen und erst dann mit der vorgeschlagenen Lösung zu vergleichen. Nur so kann der angestrebte Lernerfolg sichergestellt werden. Beachtet man dies aber, so ist die Arbeit mit diesem Buch sinnvoll. Fleischer/Wedemann behandeln die wesentlichen Probleme und Themen des Handelsrechts und gehen teilweise sogar darüber hinaus. Ob man mit solchen kleinen Fällen klarkommt, ist sicher eine Frage des Lerntyps. Wer aber bereits erfolgreich mit anderen Werken der PdW-Reihe gearbeitet hat, der wird auch hier nicht enttäuscht werden. 

Felix Sperrle 

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