Direkt zum Hauptbereich

Klaus Vieweg / Almuth Werner: Sachenrecht (7.Auflage 2015), 670 S., 29, 80 € (Vahlen)


Dieses Lehrbuch zum Sachenrecht stellt eine Säule des insgesamt dreiteiligen Gesamtkonzepts zum individuellen Lernen, Vertiefen und Wiederholen der Materie des dritten Buchs des Bürgerlichen Rechts dar. Die Autoren empfehlen neben der dogmatischen Arbeit mit diesem Lehrbuch das Wiederholen anhand von Fragen und Antworten (Vieweg/Neumann/Regenfus, Examinatorium Sachenrecht) sowie den Umgang mit Stoff in der Fallbearbeitung (Vieweg/Röthel, Casebook Sachenrecht). 

Klaus Vieweg ist Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Rechtsinformatik, Technikund Wirtschaftsrecht sowie Direktor des Instituts für Bürgerliches Recht und Technik der Universität Erlangen-Nürnberg. Almuth Werner ist Rechtsanwältin in Leipzig und Lehrbeauftragte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 

Kritik

Gem. § 8 JAPrO ist das beinahe das gesamte Sachenrecht examensrelevant (Abschnitte 1 bis 3 und 5 sowie der Abschnitt 7 (ohne Rentenschuld); im Überblick der Abschnitt 8 (ohne Pfandrecht an Rechten). Das Lehrbuch richtet sich sowohl vom Umfang als auch vom sprachlichen Stil der Autoren her zwar ebenfalls an Anfänger. Die angesprochene Zielgruppe sind aber wohl eher fortgeschrittene Studenten und Examenskandidaten. 

Auf den ersten Blick erscheint das Werk kaum überschaubar, was vor allem am Umfang und den außergewöhnlich hohen Anteil an Detailwissen und Zusatzinformationen liegt. Dies relativiert sich jedoch nach einem ersten Blättern. Die klare Aufteilung in Grundlagen-, Vertiefungs- und Examenswissen durch Kennzeichnung in den Überschriften erlaubt es dem Anfänger in diesem Rechtsgebiet komplizierte Ausführungen zu überspringen und signalisiert dem Examenskandidaten gleichzeitig, wo sein Augenmerk liegen sollte. Diese Kennzeichnung fällt positiv auf und kann vor allem im direkten Vergleich zu anderen Lehrbüchern überzeugen, die auf solche verzichten. 

Der vermittelte Stoff wird überwiegend durch abstrakte Darstellungen der Grundzüge und Probleme des Rechtsgebiets vermittelt. Leider lassen sich zur Veranschaulichung des Wissens nur wenige Fallbeispiele im gesamten Werk finden. Dies ist natürlich auch der konzentrierten Behandlung der Fallbearbeitung im dazugehörigen Fallbuch geschuldet. Nichtsdestotrotz ist das frühe Aufzeigen von Problemstellungen an konkreten Beispielfällen bereits in der Phase der Aneignung von Grundlagenwissen eine immanente Basis für den Examenserfolg. Diesbezüglich ist dem Anfänger im Sachenrecht wohl eher zur Lektüre von Wolf/Wellenhofer zu raten. Dieses Lehrbuch überzeugt durch die Abbildung von Schemata und einer Vielzahl von Fallbeispielen für den Einstieg in die abstrakte Materie des Sachenrechts. 

Gerade für fortgeschrittene Kandidaten ist Vieweg/Werner aber ein unerlässlicher Wegbegleiter zum Examen. Es handelt sich um ein universales Nachschlagwerk, das jeden entscheidenden Streit und jedes wichtige Problem für eine gelungene Fallbearbeitung beinhaltet und sachlich darstellt. Insbesondere für Mannheimer Unternehmensjuristen ist das Lehrbuch besonders empfehlenswert, da es die Grundzüge des Kreditsicherungsrechts anschaulich vermittelt und besonders bei Fragen zu Konkurrenzen zwischen verschiedenen Sicherungsmitteln durch seine Vollständigkeit und Verständlichkeit überzeugt. 

Abschließendes Urteil

Alles in allem handelt es sich um ein großartiges Lehrbuch zum Sachenrecht für Fortgeschrittene und Examenskandidaten. Für Einsteiger in diesem Rechtsgebiet, die zunächst an Grundlagenvermittlung und Überblick interessiert sind ist Vieweg/Werner aber aufgrund des oftmals sehr hohen Abstraktionsgrad eher ungeeignet.

Darius Mosleh

Beliebte Posts aus diesem Blog

Christian Heinrich: Examensrepetitorium Zivilrecht, 2. Auflage 2018, 591 Seiten, 44, 90 € (C.H. Beck)

Die meisten Klausuren im ersten Staatsexamen werden im Zivilrecht geschrieben. Das macht eine gründliche und fallorientierte Vorbereitung notwendig, wozu insbesondere eine eigenständige Fallbearbeitung gehört. Christian Heinrich legt nun bereits in zweiter Auflage ein Examensrepetitorium zum Zivilrecht vor, in welchem insgesamt 22 Examensklausuren besprochen werden. Christian Heinrich ist Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Kritik Das Werk erscheint in einem ungewohnten DIN A4 Format. Grund dafür werden die zahlreichen Übersichten sein, die sich schwerlich in ein kleineres Format hätten einzwängen lassen. Bei der Arbeit mit dem Buch stört dieses Format aber nicht. Die Arbeit wird vielmehr erleichtert. Denn es bleibt so aufgeschlagen liegen und klappt nicht einfach so zusammen. Heinrich hat das Werk folgendermaßen aufgebaut: Jede der 22 Klausuren beginnt mit einem Sachverhalt. Darauf folgt eine Lösungsübersicht und sodann der ausformulier

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v

Haratsch/Koenig/Pechstein: Europarecht, 11. Auflage 2018, 850 Seiten, 36, 00 € (Mohr Siebeck)

Das Europarecht ist neben dem Internationalen Privatrecht, Familien- und Erbrecht und StPO eines der Rechtsgebiete, welches von den meisten Examenskandidaten auf Lücke gelernt wird. Es gehört aber in seinen Grundzügen zu den Pflichtfächern im Examen und sollte daher im Grundsatz auch beherrscht werden. Eine rein europarechtliche Klausur im Pflichtfach ist eher unwahrscheinlich. Dafür wären Studenten, die einen europarechtlichen Schwerpunkt gewählt haben, zu sehr bevorteilt. Wahrscheinlich ist, dass Klausuren aus dem Staats- und Verwaltungsrecht um europarechtliche Fragen erweitert werden. Andreas Haratsch, Christian Koenig und Matthias Pechstein bieten nun bereits in 11. Auflage ein umfangreiches Lehrbuch zum Europarecht an. Alle drei sind Professoren mit einem europarechtlichen Forschungsschwerpunkt. Kritik Das Lehrbuch richtet sich ausweislich des Vorwortes in erster Linie an Studierende. Auf rund 800 Seiten werden die relevanten Grundlagen und Fragen des Europarechtes aus