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Eckart Brödermann, Joachim Rosengarten: Internationales Privat­ und Zivilverfahrensrecht, 7. Auflage 2015, 229 S., 24, 90 € (Vahlen)

Das internationale Privat­ und Zivilverfahrensrecht gehört bei Studierenden häufig nicht zu den beliebtesten Studienfächern der Rechtswissenschaft. Dennoch zählt es zum Pflichtstoff für die erste juristische Staatsprüfung und sollte deshalb nicht leichtfertig beiseite gelegt werden. 

Das Lehrbuch von richtet sich vom Aufbau und Umfang an den fortgeschritten Studenten bzw. Examenskandidaten, der sich das IPR und Teile des internationalen Zivilverfahrensrecht strukturiert und punktiert erarbeiten möchte. 

Eckart Brödermann ist Rechtsanwalt und Professor an der Universität Hamburg. Die beiden anderen Autoren, Joachim Rosengarten und Katharina Klingerl, sind ebenfalls beide Rechtsanwälte. 

Kritik

Das internationale Privatrecht wird dem Studierenden höchstens erst im Rahmen der großen Übung oder dem Examen begegnen. Wer sich vor der Klausur nicht mit dem IPR beschäftigt hat, wird kaum die Frage des anwendbaren Rechts zufriedenstellend lösen können und wertvolle Punkte verschenken. Diejenigen, die das Fach als ihren juristischen Schwerpunkt gewählt haben, werden natürlich in so einer Klausur einen deutlichen Vorteil gegenüber ihren Mitstudierenden haben. 

Es ist nicht zu leugnen, dass angesichts der Fülle und Tiefe des Prüfungstoffes in gewissen Bereichen der Examensvorbereitung Abstriche gemacht werden. Einer dieser Bereiche ist häufig das IPR. Wer sich die baden­württembergische Prüfungsordnung anschaut, wird aber schnell feststellen, dass sich die examensrelevanten Bereiche des IPR in Grenzen halten. 

Das vorliegende Lehrbuch eignet sich recht gut, um den examensrelevanten Stoff des IPR in einem kurz veranschlagten Zeitraum zu lernen. Das Buch ist stark fallorierientiert, selten abstrakt und auf den Punkt geschrieben, Auf langatmige Ausführungen wird dankenswerter Weise verzichtet. Wer im jeweiligen Problemkreis tiefer gehen möchte, wird auf weitere Literatur verwiesen. 

Das Kurzlehrbuch versteht sich als Anleitung zur systematischen Lösung von internationalen Fallgestaltungen und wird seinem Anspruch mit zahlreichen Fällen, Schemata und in den Lehrtext eingearbeiteten Falllösungen gerecht. Zudem ist eines der aktuellsten Lehrbücher zum IPR und erläutertet deshalb auch die neusten gesetzlichen Änderungen. 

Leider finden sich aber nur Fälle mit anschließender Lösung im ersten Teil des Buches, während die Autoren im zweiten Teil auf Fallbespiele weitesgehend verzichten und in manchen Passagen nur den Gesetzlaut wiedergeben. 

Abschließendes Urteil 

Manche Rechtsgebiete werden auf Lücke gelernt. Ein Umstand, der wegen dem immer weiter ausufernden Prüfungsstoffs, leider unvermeidlich ist. Wer das IPR auf Lücke lernen will oder muss, dem kann dieses Kurzlehrbuch wirklich empfohlen werden. Die Autoren führen das IPR auf ihre Grundstrukturen zurück und verzichten auf ausschweifende Problemdarstellung und führen somit den Blick des Lesers zurück auf das Wesentliche. Es wird ein Grundgefühl und eine Grundkenntnis für das IPR geschaffen und das sollte für das Examen auch ausreichen. Dort wird das IPR wohl eher ein Einstieg­ als ein Hauptproblem sein, da die Anwendung deutschen Rechts regelmäßig zwangsläufige Folge für die weitere Falllösung ist.

David van Koppen

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