Hans Joachim Musielak/Wolfgang Voit: Grundkurs ZPO (12. Auflage 2014), 559 S., 26, 90 € (C.H. Beck)
Das Werk stellt an sich selbst den Anspruch das „unentbehrliche Grundlagenwissen im
Zivilprozessrecht sowohl für das Erkenntnisverfahren als auch für das
Zwangsvollstreckungsverfahren zu vermitteln“ und beschreibt den Inhalt wie folgt:
„Unter dem Begriff des Zivilprozessrechts werden die Rechtsregeln zusammengefasst, die
von den Zivilgerichten und den anderen Organen der Zivilrechtspflege bei Erfüllung der ihnen
übertragenen Aufgabe (mit Ausnahme der freiwilligen Gerichtsbarkeit) zu beachten und
anzuwenden sind.“
Der Autor Musielak ist em. Professor an der Universität Passau während Voit an der
PhilippsUniversität Marburg lehrt.
Kritik
Der Grundkurs ZPO von Musielak und Voit ist ein umfangreiches Werk. Die Autoren wollen
über den Stoff, der für das erste Staatsexamen benötigt wird, hinaus auch den erst im
Referendariat relevanten Stoff vermitteln. Als Zielgruppe sind folglich Studenten und
Referendare ausgewählt worden.
Doch trotz der umfangreichen Zielgruppe brauchen Studenten des ersten Staatsexamens nicht
zurückschrecken, denn der Stoff wird mit Hinweisen und anhand farblich markierter
Randnummern eingeteilt, was zu einer verbesserten Übersichtlichkeit führt.
Zu Beginn des Buches beleuchten die Autoren die verschiedenen Sichtweisen der am
Zivilprozess teilnehmenden Parteien und bringen diese in direkten Zusammenhang zu
Examensfallgestaltungen, was sich als wertvolle Herangehensweise herausstellen kann.
Besonders positiv fällt hier auf, dass ein eigenes didaktisches System angewandt wird.
Dem Leser eine Arbeitsanleitung mit an die Hand gegeben. In
genannter Arbeitsanleitung wird der Leser dann mit 9 Arbeitsschritten konfrontiert, die den
bestmöglichsten Lernerfolg ermöglichen sollen. Das ist insofern wertvoll, als dass sich dieses
System auch auf andere Bücher übertragen lässt. Des Weiteren werden Fälle und Fragen
bereitgestellt, die Teil dieses Lernsystems sind und den dargestellten Stoff umfangreich
abprüfen.
Das Buch verzichtet weitesgehend auf grafische Unterstützungen, was aber nicht weiter stört,
da an den wirklich notwendigen Stellen auf grafische Hilfsmittel zurückgegriffen wird.
Pluspunkte erzielt das Buch daher durch die eingerahmten „Lernboxen“, welche die
Prüfungsreihenfolge in KarteikartenFormat wiedergeben. Meinungsstreitigkeiten und
Standpunkte werden ausführlich besprochen in einem Werk, dem die Schaffung von
Themenverständnis offensichtlich am Herz liegt.
Durch die Zielgruppenwahl besitzt das Buch eine große Nachhaltigkeit, da es sowohl für das
erste als auch für das zweite Staatsexamen genutzt werden kann. Man bedenke aber
selbstverständlich, dass die Aktualität des Stoffes bei jahrelanger Verwendung zwangsläufig
leidet.
Die Stofffülle des Grundkurses von Musielak und Voit kann sowohl positiv als auch negativ
sein kann. Je nach Lerntyp bevorzugt der ein oder andere prägnantere Werke, die eher im Stil
eines Skriptes aufgebaut sind. Hier jedoch bekommt man was einem versprochen wird und
zwar einen Grundkurs.
Abschließendes Urteil
Abschließend bleibt zu sagen, dass eine Kaufentscheidung hier vom Lerntyp und
Kaufzeitpunkt abhängt. Ist der Interessent ein “SkriptLerner” und setzt auf kurze prägnante
Werke sei ihm besser von einem Kauf abgeraten. Das gleiche gilt für den Examenskandidaten
in der unmittelbaren Examensvorbereitung.
Für alle anderen sei gesagt: Mit dem Grundkurs ZPO von Musielak/Voit bekommt man für
einen leicht unterbewerteten Preis ein umfangreiches Werk, dass in Punkto ZPO den Käufer
durch das restliche Studium begleiten kann.
Dan Brauer
Dan Brauer