Direkt zum Hauptbereich

Jörg Fritzsche: Fälle zum Schuldrecht II, 5. Auflage 2019, 337 Seiten, 24,90 € (C.H. Beck)

Das vorliegende Werk ist das dritte Fallbuch von Jörg Fritzsche zum Bürgerlichen Recht. Nachdem er in den beiden vorherigen Bänden den Allgemeinen Teil des BGB und die vertraglichen Schuldverhältnisse behandelt hat, konzentriert er sich hier auf Fälle zu den Gesetzlichen Schuldverhältnissen. Das Fallbuch soll die Anwendung des Vorlesungsstoffs in der Fallbearbeitung trainieren

Jörg Fritzsche ist ordentlicher Professor an der Universität Regensburg. Dort hat er einen Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht inne.

Kritik

Fritzsche hat sein Fallbuch folgendermaßen aufgebaut:

Auf den ersten Seiten finden sich zunächst Hinweise zur Fallbearbeitung gesetzlicher Schuldverhältnisse, insbesondere Aufbauschemata. Sodann folgen insgesamt 27 Fälle, wobei der Fokus auf dem Delikts- und Bereicherungsrecht liegt. Zur Geschäftsführung ohne Auftrag finden sich lediglich zwei Fälle.

Vor jeder Falllösung ist eine kurze Gliederung mit Problemschwerpunkten vorangestellt. Darauf folgt eine ausführliche Lösungsskizze. In der Lösungsskizze sind zusätzlich didaktische Hinweise eingearbeitet. Sie erklären beispielsweise den gewählten Aufbau oder erläutern spezielle Einzelprobleme, die für die konkrete Falllösung nicht unbedingt relevant sein mögen, aber das  generelle Verständnis fördern. Fritzsche vermerkt in seinen Hinweisen zudem hin und wieder die jeweilige Klausurrelevanz des konkreten Problems. Jede Falllösung ist mit zahlreichen Nachweisen aus höchstrichterlicher Rechtsprechung und Kommentarliteratur angereichert. Die einzelnen Lösungen verweisen teilweise auch aufeinander. Wurde zum Beispiel in einem vorherigen Fall bereits eine Vorschrift intensiv bearbeitet, enthält eine nachfolgende Lösung einen entsprechenden Querverweis. Dadurch haben die Falllösungen eine gute Länge.

Das Fallbuch ist aber nicht frei von Schwächen:

Schlagwörter und die in der Gliederung benannten Problemschwerpunkte werden in der ausformulierten Lösung leider nicht optisch hervorgehoben. Das erschwert die Suche nach Stichwörtern beim schnellen Durchblättern. Wünschenswert wäre zudem die Aufnahme eines Paragraphenregisters. Möchte man einen Fall zu einer konkreten Norm (z.B. § 813 BGB) bearbeiten, kann man anhand des Paragraphenregisters in kurzer Zeit in die gewünschte Fallbearbeitung einsteigen. Hilfreich wäre zudem das Einfügen von Hinweisen auf vertiefende Literatur am Ende der Lösungsskizze, wie dies zum Beispiel Kudlich in seinem Fallbuch zum Allgemeinen Teil des Strafrecht getan hat.

Abschließendes Urteil

Zwar wendet sich das Fallbuch laut Vorwort an Studienanfänger, ist aber ebenso gut für fortgeschrittene Studenten und Examenskandidaten geeignet, damit die grundlegenden Prüfungs- und Problemvarianten der gesetzlichen Schuldverhältnisse vertieft werden können.

Nimmt man zu den drei Fallbüchern von Fritzsche noch das Fallbuch von Koch/Löhnig zum Sachenrecht hinzu, erhält man ein solides Grundverständnis für die ersten drei Bücher des BGB. Daneben eignen sich diese Fallbücher ebenso gut als eine schnelle und übersichtliche Wiederholung für die erste juristische Staatsprüfung.

Insgesamt kann das vorliegende Werk zu den gesetzlichen Schuldverhältnissen zur Durcharbeit empfohlen werden.

Hubertus von Bornstaedt

Beliebte Posts aus diesem Blog

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v...

Christian Heinrich: Examensrepetitorium Zivilrecht, 2. Auflage 2018, 591 Seiten, 44, 90 € (C.H. Beck)

Die meisten Klausuren im ersten Staatsexamen werden im Zivilrecht geschrieben. Das macht eine gründliche und fallorientierte Vorbereitung notwendig, wozu insbesondere eine eigenständige Fallbearbeitung gehört. Christian Heinrich legt nun bereits in zweiter Auflage ein Examensrepetitorium zum Zivilrecht vor, in welchem insgesamt 22 Examensklausuren besprochen werden. Christian Heinrich ist Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Kritik Das Werk erscheint in einem ungewohnten DIN A4 Format. Grund dafür werden die zahlreichen Übersichten sein, die sich schwerlich in ein kleineres Format hätten einzwängen lassen. Bei der Arbeit mit dem Buch stört dieses Format aber nicht. Die Arbeit wird vielmehr erleichtert. Denn es bleibt so aufgeschlagen liegen und klappt nicht einfach so zusammen. Heinrich hat das Werk folgendermaßen aufgebaut: Jede der 22 Klausuren beginnt mit einem Sachverhalt. Darauf folgt eine Lösungsübersicht und sodann der ausformulier...

Markus Kenntner: Öffentliches Recht Baden-Württemberg, 2. Auflage 2017, 360 Seiten, 32 € (Nomos)

In der zweiten juristischen Staatsprüfung im Land Baden-Württemberg zählen das Polizeirecht, Kommunalrecht, Bau- und Straßenrecht zu den Kernbereichen des öffentlichen Rechts, in denen das Landesjustizprüfungsamt sichere Rechtskenntnisse erwartet. Zugleich bildet das Verwaltungsprozessrecht den formalen Rahmen, innerhalb dessen Fragen zum materiellen Recht zu beantworten sind. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, hat Markus Kenntner ein Werk geschaffen, das die erforderlichen Kenntnisse in gedrängter Form aufbereitet. Der Autor wurde im August 2006 zum Richter am Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ernannt. Seit 2012 ist Markus Kenntner Richter am Bundesverwaltungsgericht. Kritik Das Lehrbuch richtet sich an Referendare, die sich auf das zweite Staatsexamen vorbereiten. Es konzentriert sich in materieller Hinsicht auf das Polizeirecht, Kommunalrecht, Bau- und Straßenrecht in Baden-Württemberg. Einleitend finden sich einige Hinweise zur Klausurtechnik im zwe...