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Tipke/Lang: Steuerrecht, 23. Auflage 2018, 1662 Seiten, 64,80 € (Verlag Dr. Otto Schmidt)

Das deutsche Steuerrecht beschäftigt den angehenden Juristen lediglich im universitären Teil der ersten juristischen Staatsprüfung. Angesichts der umfassenden Präsenz des Steuerrechts muss dies überraschen. Kaum ein Rechtsanwalt wird nicht früher oder später die steuerrechtlichen Bedürfnisse seiner Mandantschaft beachten müssen und jeder Richter hat die oft vergessene Anzeigepflicht aus § 116 AO zu beachten. Dementsprechend müssen sich Referendare im bayrischen Assessorexamen einer Steuerrechtsklausur stellen. Aufgrund der Komplexität und des ständigen Wandels des Rechtsgebietes scheint dies keine einfache Aufgabe zu sein. 

Das sind auch Umstände, denen sich die Autoren des vorliegenden Werkes stellen müssen. Sie treten nicht nur an, um ein Lehrbuch zu präsentieren, sondern auch ein grundlegendes Nachschlagewerk. Die Autoren Seer, Hey, Englisch und Hennrichs bringen hierbei ihre Erfahrungen als Universitätsprofessoren ein, wohingegen der Autor Montag seine Erfahrungen als Steuerberater einfließen lässt.

Kritik

Das Werk behandelt äußerst umfassend die Felder des Steuerrechts. Hierbei ist positiv hervorzuheben, dass die verfassungsrechtlichen und europarechtlichen Grundlagen ausführlich behandelt werden. Insgesamt werden die unterschiedlichen Felder des Steuerrechts erschöpfend besprochen. Selbst ein Kapitel über die juristische Methodenlehre hat Eingang in das Werk gefunden. Es lässt sich nur bestätigen, dass ein umfassendes Nachschlagewerk entstanden ist. Die umfangreichen Fußnoten sowie ein Stichwortverzeichnis tragen hierzu ihren Teil bei. Aufgrund des sinnvollen Einsatzes der Gliederung, von Absätzen und Textformaten fällt das Lesen der anspruchsvollen Materie leicht. An prädestinierten Stellen unterstützen Schaubilder den Leser beim Erkenntnisgewinn. Um eine vertiefende Bearbeitung zu ermöglichen haben die Autoren, lobenswerterweise, ausführliche Literaturhinweise einem jeden Abschnitt vorangestellt.

Abschließendes Urteil

Das alles sorgt dafür, dass das Werk dem Praktiker, sei es dem Rechtsanwalt, dem Richter oder dem Rechtsreferendar in einer entsprechenden Ausbildungsstation uneingeschränkt als Lehrbuch und Nachschlagewerk empfohlen werden kann. Der Preis von 64,80 € hebt sich zwar deutlich vom Durchschnittspreis für Lehrbücher ab muss aber angesichts der Leistung und der Funktion als Nachschlagewerk als fair bezeichnet werden. Der Student muss sich freilich fragen, welcher Stoffumfang ihm in der Prüfung entgegentreten wird. Er wird dennoch kaum an diesem bewährten Klassiker vorbeikommen.

Dan Brauer

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