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Hans Kudlich: Fälle zum Strafrecht Allgemeiner Teil, 3. Auflage 2018, 249 Seiten, 22, 90 € (C.H. Beck)

Der Allgemeine Teil des Strafrechts ist das Fundament für das gesamte materielle Strafrecht in der universitären Ausbildung. Dementsprechend sollten Grundlagen beherrscht und insbesondere im Fall richtig und gezielt angewandt werden können. Dafür ist ein fallorientiertes Training notwendig. Bei diesem Training will der vorliegende Klausurenkurs dem Studenten unter die Arme greifen.

Hans Kudlich ist Inhaber eines Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg.

Kritik

Der Klausurenkurs beinhaltet 16 Fälle mit Schwerpunkten im Allgemeinen Teil. Aus dem Besonderen Teil werden lediglich die Tötungs- und Körperverletzungsdelikte und vereinzelt Eigentumsdelikte abgefragt. Der Prüfungsstoff entspricht damit dem einer Anfängerübung.

Trotzdem eignet sich der Klausurenkurs vorzüglich auch für die Übung für Fortgeschrittene als auch für die Vorbereitung auf das Staatsexamen. Das wird nicht nur auf dem Klappentext behauptet, sondern es stimmt. Die Fälle behandeln größtenteils AT-Probleme, die auch Teil einer Examensklausur sein können. Beispiel gefällig? Der zweite Teil von Fall 9 war fast eins zu eins Teil der strafrechtlichen Examensklausur in Baden-Württemberg im März 2017. 

Der Klausurenkurs ist didaktisch sehr gut aufgebaut. Auf den Sachverhalt folgen zunächst gutachterliche Vorüberlegungen (wie ist die Lösung zu gliedern, wer und was ist wann und wo zu prüfen?). Anschließend wird kurz die Gliederung der Lösung angeführt, worauf die ausformulierte Lösungsskizze aufbaut. In der Lösungsskizze selbst finden sich nochmals Hinweise und (taktische) Klausurtipps. Am Ende eines jeden Falles folgen vertiefende Literaturhinweise zu den im Fall behandelten Fragen und Problemen.

Ob ein Lehr- bzw. Fallbuch wirklich gut ist, fällt mir immer dann auf, wenn einem beim Verfassen der Rezension kaum Kritikpunkte einfallen. So ist das auch hier. Die Fälle haben ein angemessenes Niveau, ihre Auswahl ist nicht zu beanstanden und zusammen mit den Lösungen legt Kudlich einen wirklich gut durchdachten und erprobten Klausurenkurs vor. Einzig bei der Reihenfolge der Fälle könnte man kritisieren, dass Fall 3 zu komplex ist, um am Anfang zu stehen. Insbesondere deshalb, weil der Anfänger den Klausurenkurs in der Regel chronologisch durcharbeiten wird. Meines Erachtens kommen die sehr komplexen Probleme in Fall 3 (Kausalitäts- und Täterschaftsfragen bei der Produkthaftung) daher zu früh und können demotivierend wirken.

Abschließendes Urteil

Der Klausurenkurs bietet dem Bearbeiter eine fundierte und durchdachte Möglichkeit seine  abstrakten Kenntnisse in eine praktische Falllösung umzusetzen und zu trainieren. Zahlreiche Tipps und Hinweise runden dies ab. Das Werk kann daher sowohl Anfängern, Fortgeschrittenen als auch Examenskandidaten empfohlen werden.

Rezensent: David van Koppen

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