Marc Russak: Die Revision in der strafrechtlichen Assessorklausur, 14. Auflage 2021, 183 Seiten, 23 Euro (C.F. Müller)
Die Revision ist in der Regel Gegenstand der zweiten Strafrechtsklausur im zweiten Staatsexamen in Nordrhein-Westfalen. Deshalb ist eine gute Vorbereitung im Revisionsrecht notwendig. Das vorliegende Lernbuch beruht auf einer Auswertung von über 170 Examensklausuren aus Nordrhein-Westfalen (Stand der Auswertung: Mitte 2020). Die typischen Probleme der Revision werden klausuraufbereitet dargestellt.
Marc Russak ist Richter am Oberlandesgericht Düsseldorf. Er ist laut Geschäftsverteilungsplan unter anderem im dritten Senat für Revisionen aus dem Landgerichtsbezirk Wuppertal zuständig.
Kritik
Das Lernbuch versteht sich als Anleitung zur Lösung einer strafrechtlichen Revisionsklausur.
Es kommt schlank daher. Zu Beginn erfolgt eine kurze Einführung zu den grundlegenden Dingen der Revisionsklausur. Danach geht es zur Sache. Sämtliche Prüfungsschritte einer Revisionsklausur werden abgearbeitet. Oberpunkte sind die Zulässigkeit und die Begründetheit einer Revision. Das Lernbuch schließt mit kurzen Ausführungen zu den Zweckmäßigkeitserwägungen und Revisionsanträgen ab. In schöner Regelmäßigkeit wird auf einschlägige Fundstellen der zugelassenen Kommentare verwiesen.
Eine so klausurorientierte Darstellung wie in diesem Lernbuch habe ich vorher noch nie gesehen. Sämtliche Prüfungsschritte sind mit Beispielen aus vergangenen Klausurdurchgängen angereichert. Eine lehrbuchartige Aufbereitung des Prüfungsstoffes findet nicht wirklich statt. Vielmehr werden die Probleme anhand von Ausschnitten aus älteren Examensklausuren erörtert. Schön ist hierbei das unermüdliche Streben des Autors nach möglichst hoher Aktualität.
Meines Erachtens ist die Aufbereitung im vorliegenden Lernbuch der einzige vernünftige Weg, um den Leser auf die Klausur im Revisionsrecht vorzubereiten:
Revisionsklausuren sind speziell. Grob gesagt unterteilen sie sich in einem strafprozessualen und in einen materiellrechtlichen Teil. Den materiellrechtlichen Teil kann man im Regelfall gut mit Wissen aus dem Studium und hierzu ergänzend dem Kommentar lösen. Schwieriger ist der strafprozessuale Teil. Die Probleme in Bezug auf die Zulässigkeit einer Revision, den Verfahrensvoraussetzungen sowie den absoluten und relativen Verfahrensfehlern sind regelmäßig im Kommentar mit der dazugehörigen Lösung zu finden. Um den Kommentar aber effektiv nutzen zu können, braucht man zwei Dinge. Erstens, ein Problembewusstsein, dass überhaupt ein Problem vorliegen könnte (insbesondere bei versteckten Verfahrensfehlern). Zweites, ein systematisches Verständnis, sodass man das gefundene Problem auch einer bestimmten Norm oder einem bestimmten Oberbegriff zuordnen kann. Nur so lässt sich die Lösung im Kommentar in der Kürze der Zeit überhaupt finden.
Das vorliegende Lernbuch schafft dieses Problembewusstsein und ein - im obigen Sinne - ausreichendes systematisches Verständnis. Mehr kann dieses Lernbuch angesichts seines bewusst begrenzten Umfangs auch nicht leisten. Der Leser muss sich tiefergehende Kenntnisse und Können mittels gezieltem Klausurtraining selbst aneignen. Denn kein Lernbuch kann ein Training am Fall ersetzen. Wer sich eine tiefergehende Darstellung der StPO wünscht nehme den Haller/Conzen zur Hand. Sicherlich nicht anzuraten ist dem Leser die Beispiele aus dem Lernbuch irgendwie auswendig lernen zu wollen. Das ist gerade nicht Sinn dieser Art der Darstellung.
Groß was auszusetzen habe ich nicht. In der nunmehr 14. Auflage sind alle Kinderkrankheiten beseitigt. Lediglich vielleicht, dass die Darstellung manchmal gedrungen wirkt. Das betrifft vor allem die konkreten Klausurbeispiele. Aber als wirklich störend empfand ich das beim Durcharbeiten nicht.
Abschließendes Urteil
Meines Erachtens gibt es keine Alternative zum "Russack". Eine derart klausurorientierte Darstellung wird einem nirgendwo sonst geboten. Wer das Lernbuch gut durchgearbeitet und eine zweistellige Anzahl an Übungsklausuren gelöst hat, wird im Examen in der Regel gut für die Klausur gewappnet sein. Eine volle Empfehlung.
David van Koppen