Direkt zum Hauptbereich

Beulke, Werner: Klausurenkurs im Strafrecht II, 3. Auflage 2014, 302 S., 20, 99 € (C.F. Müller)

Gegenstand der Rezension ist der zweite Teil des dreiteiligen Klausurenkurses zum Strafrecht von Werner Beulke. Die drei Klausurenkurse sind nach Schwierigkeitsgrad geordnet und wollen stufenweise auf die Anfänger- bzw. Fortgeschrittenenübung sowie das erste Examen vorbereiten.

Werner Beulke war Professor für Strafrecht, Strafprozessrecht und Kriminologie an der Universität Passau. Heute ist er als Gutachter und Strafverteidiger tätig.

Kritik

Das Werk richtet sich insbesondere an den fortgeschrittenen Studenten im zweiten bis vierten Semester. Die Klausuren haben das Niveau einer anspruchsvollen Fortgeschrittenenübung. Der Klausurenkurs kann und sollte jedoch auch von Kandidaten bearbeitet, die sich auf das erste Staatsexamen vorbereiten. Schließlich werden die Probleme im Examen die gleichen sein. Unterschiede finden sich in der Regel eher im Umfang der Klausur.

Zum Aufbau:

Auf den Sachverhalt folgt zunächst eine stichpunktartige Kurzlösung und danach der ausführliche Lösungsvorschlag. Am Ende eines Falles gibt Beulke Definitionen zum Auswendiglernen und verweist auf weitere Klausurlösungen in der Ausbildungsliteratur. Der Klausurenkurs schließt mit abstrakten Aufbauschemata und einer umfangreichen Auswahl von Klausuren der Fortgeschrittenenübung in Ausbildungszeitschriften ab.

Zum Inhalt:

Die Lösungsvorschläge sind zu großen Teilen sehr gut nachvollziehbar und umfangreich. Für eine niedergeschriebene Klausur in der Praxis aber zu umfangreich. Beulke verwendet zur Behandlung der Hauptprobleme grau unterlegte Problemkästchen. In denen werden die Ansichten abstrakt einander gegenübergestellt und die Hauptargumente angeführt. Sodann wird der Sachverhalt unter die verschiedenen Ansichten subsumiert. Bei unterschiedlichen Ergebnissen wird der Streit entschieden.

Diese Vorgehensweise ist legitim. Schließlich soll der Klausurenkurs eine Kombination aus Fallbuch und problemorientierten Repetitionskurs sein. Ich finde sie aber problematisch. Denn häufig scheitert die Klausur nicht am Wissen, sondern daran, dass der Bearbeiter nicht in der Lage ist, abstraktes Wissen knapp und klausurorientiert darzustellen. Gerade das macht gute Bearbeitungen aber aus. Ich würde daher eine fallorientierte Darstellung der Probleme gegenüber der abstrakten Darstellungsweise bevorzugen. Letztere findet man darüber hinaus in jedem Lehrbuch.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Beulke manchmal Probleme künstlich erzeugt. Zum Beispiel versetzt der Täter in Fall 2 einer Person einen Faustschlag, um ihr ihren Schirm wegzunehmen. Ein Faustschlag ist unproblematisch Gewalt. Beulke verwendet aber einen ganzen Problemkasten zu der Frage, ob der Schlag nun Gewalt ist oder nicht. In der Klausur wäre dies eine verfehlte Schwerpunktsetzung (vlg.  dazu die Rezension von Seidel).

Abschließendes Urteil

Trotz dieser Kritik ist der Klausurenkurs empfehlenswert. Er vermittelt einen guten Eindruck, wie eine Lösung formal und inhaltlich auszusehen hat. Insgesamt lässt sich sagen, dass der Klausurenkurs eine fundierte und erfolgsversprechende Vorbereitung auf strafrechtliche Klausuren ermöglicht.

Rezensent: David van Koppen




Beliebte Posts aus diesem Blog

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v...

Jörg Fritzsche: Fälle zum Schuldrecht II, 5. Auflage 2019, 337 Seiten, 24,90 € (C.H. Beck)

Das vorliegende Werk ist das dritte Fallbuch von Jörg Fritzsche zum Bürgerlichen Recht. Nachdem er in den beiden vorherigen Bänden den Allgemeinen Teil des BGB und die vertraglichen Schuldverhältnisse behandelt hat, konzentriert er sich hier auf Fälle zu den Gesetzlichen Schuldverhältnissen. Das Fallbuch soll die Anwendung des Vorlesungsstoffs in der Fallbearbeitung trainieren Jörg Fritzsche ist ordentlicher Professor an der Universität Regensburg. Dort hat er einen Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht inne. Kritik Fritzsche hat sein Fallbuch folgendermaßen aufgebaut: Auf den ersten Seiten finden sich zunächst Hinweise zur Fallbearbeitung gesetzlicher Schuldverhältnisse, insbesondere Aufbauschemata. Sodann folgen insgesamt 27 Fälle, wobei der Fokus auf dem Delikts- und Bereicherungsrecht liegt. Zur Geschäftsführung ohne Auftrag finden sich lediglich zwei Fälle. Vor jeder Falllösung ist eine kurze Gliederung mit Problemschwerpunkten vorangeste...

Köhler, Helmut / Lorenz, Stephan: Prüfe dein Wissen – Schuldrecht I, 22. Auflage 2014, 267 S., 19, 80 € (C.H. Beck)

Der Allgemeine Teil des Schuldrechts ist wohl das am häufigsten abgefragte Rechtsgebiet. Dementsprechend sind vertiefte Kenntnisse für ein erfolgreiches Bestehen der zivilrechtlichen Klausuren essentielle Voraussetzung. Horst Köhler und Stephan Lorenz wollen mit diesem kompakten Fallbuch ihren Teil zur studentischen Examensvorbereitung leisten.  Helmut Köhler lehrte in München und ist Richter am Oberlandesgericht a.D. Stephan Lorenz hat den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an der Universität München inne.  Kritik Die Fallsammlung unternimmt eine Reise durch den kompletten Allgemeinen Teil des Schuldrechts. Behandelt werden unter anderem das Leistungsstörungsrecht, Schadensrecht, Schuldner- und Gläubigerwechsel sowie Gesamtschuld und Vertrag zu Gunsten Dritter. Das Werk besticht durch seine gründliche Aufarbeitung fast aller Probleme, die im juristischen Studium und Examen relevant sind. Die Fälle sind kurz und ko...