Direkt zum Hauptbereich

Würtenberger/Heckmann/Tanneberger: Polizeirecht in Baden-Württemberg, 7. Auflage 2017, 450 Seiten, 26, 99 € (C.F. Müller)

Das Polizeirecht gehört neben dem Kommunal- und Baurecht zu den drei Gebieten des besonderen Verwaltungsrecht, die regelmäßig Gegenstand von Klausuren im Staatsexamen sind. Alle drei Gebiete fallen überwiegend in die Kompetenz der Länder, wodurch es zu einigen landesspezifischen Besonderheiten kommt. Das vorliegende Werk behandelt das Polizeirecht in Baden-Württemberg mit besonderer Berücksichtung der Rechtsprechung des VGH Baden-Württemberg.

Thomas Würtenberger ist emeritierter Professor an der Universität Freiburg. Dirk Heckmann lehrt als Professor an der Universität Passau und ist Mitglied des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs. Steffen Tanneberger ist Richter und befindet sich derzeit am Ministerium der Justiz und für Europa Baden-Württemberg.

Kritik

Die Autoren behandeln in dem vorliegenden Werk alle relevanten Fragen des allgemeinen Polizeirechts auf insgesamt knapp 450 Seiten. Zahlreiche Beispiele machen die abstrakten Ausführungen anschaulich. Besonders erwähnenswert sind die detailreichen Ausführungen zu klassischen Prüfungsthemen wie das Abschleppen von PKW, die Einweisung von Obdachlosen, die Vollstreckung von Polizeiverfügungen und die Verteilung der Kostenlast. Schön ist auch der ständige Bezug zum Verfassungsrecht und die ausführliche Darstellung der polizeilichen Ermächtigungsgrundlagen. Die Bearbeitung ist höchst aktuell und hat Lehre und Rechtsprechung sorgfältig ausgewertet. Ergebnis ist  eine durchaus kritische und nachdenkliche Darstellung des Polizeirecht auf hohem argumentativen Niveau.

Das Werk wendet sich in erster Linie an Studierende, soll aber auch dem Praktiker zur Vertiefung von Einzelfragen dienen. Diesen dualistischen Charakter merkt man dem Werk an einigen Stellen an. Insbesondere das Kapitel zu der (für die Praxis höchst wichtigen) polizeilichen Datenerhebung und -verarbeitung geht tief ins Detail. Für den Studenten wohl teilweise zu tief. Jedoch mag auch dieser Bereich aufgrund der aktuellen Bedrohungssituation stärker in den Fokus der Prüfer geraten, was den Studenten zur Aneignung von Detailwissen zwingt und die detaillierte Darstellung rechtfertigt. 

Dennoch, um dem Studenten eine Orientierung für die "klausurverdächtigen" Bereiche zu geben, würde es sich anbieten, Bereiche, die von eher untergeordneter Klausurrelevanz sind, entsprechend zu kennzeichnen. Eine grobe Orientierung haben die Autoren ja bereits im Vorwort vorgegeben.

Abschließendes Urteil

Das vorliegende Werk überzeugt durch seine Aktualität, Argumentation und Anschaulichkeit. Es eignet sich sehr gut für die eigenständige oder vorlesungsbegleitende Erarbeitung des allgemeinen Polizeirechts und kann zur Durcharbeit empfohlen werden.

David van Koppen





Beliebte Posts aus diesem Blog

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v...

Christian Heinrich: Examensrepetitorium Zivilrecht, 2. Auflage 2018, 591 Seiten, 44, 90 € (C.H. Beck)

Die meisten Klausuren im ersten Staatsexamen werden im Zivilrecht geschrieben. Das macht eine gründliche und fallorientierte Vorbereitung notwendig, wozu insbesondere eine eigenständige Fallbearbeitung gehört. Christian Heinrich legt nun bereits in zweiter Auflage ein Examensrepetitorium zum Zivilrecht vor, in welchem insgesamt 22 Examensklausuren besprochen werden. Christian Heinrich ist Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Kritik Das Werk erscheint in einem ungewohnten DIN A4 Format. Grund dafür werden die zahlreichen Übersichten sein, die sich schwerlich in ein kleineres Format hätten einzwängen lassen. Bei der Arbeit mit dem Buch stört dieses Format aber nicht. Die Arbeit wird vielmehr erleichtert. Denn es bleibt so aufgeschlagen liegen und klappt nicht einfach so zusammen. Heinrich hat das Werk folgendermaßen aufgebaut: Jede der 22 Klausuren beginnt mit einem Sachverhalt. Darauf folgt eine Lösungsübersicht und sodann der ausformulier...

Markus Kenntner: Öffentliches Recht Baden-Württemberg, 2. Auflage 2017, 360 Seiten, 32 € (Nomos)

In der zweiten juristischen Staatsprüfung im Land Baden-Württemberg zählen das Polizeirecht, Kommunalrecht, Bau- und Straßenrecht zu den Kernbereichen des öffentlichen Rechts, in denen das Landesjustizprüfungsamt sichere Rechtskenntnisse erwartet. Zugleich bildet das Verwaltungsprozessrecht den formalen Rahmen, innerhalb dessen Fragen zum materiellen Recht zu beantworten sind. Um diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, hat Markus Kenntner ein Werk geschaffen, das die erforderlichen Kenntnisse in gedrängter Form aufbereitet. Der Autor wurde im August 2006 zum Richter am Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ernannt. Seit 2012 ist Markus Kenntner Richter am Bundesverwaltungsgericht. Kritik Das Lehrbuch richtet sich an Referendare, die sich auf das zweite Staatsexamen vorbereiten. Es konzentriert sich in materieller Hinsicht auf das Polizeirecht, Kommunalrecht, Bau- und Straßenrecht in Baden-Württemberg. Einleitend finden sich einige Hinweise zur Klausurtechnik im zwe...