Direkt zum Hauptbereich

Haratsch/Koenig/Pechstein: Europarecht, 11. Auflage 2018, 850 Seiten, 36, 00 € (Mohr Siebeck)

Das Europarecht ist neben dem Internationalen Privatrecht, Familien- und Erbrecht und StPO eines der Rechtsgebiete, welches von den meisten Examenskandidaten auf Lücke gelernt wird. Es gehört aber in seinen Grundzügen zu den Pflichtfächern im Examen und sollte daher im Grundsatz auch beherrscht werden.

Eine rein europarechtliche Klausur im Pflichtfach ist eher unwahrscheinlich. Dafür wären Studenten, die einen europarechtlichen Schwerpunkt gewählt haben, zu sehr bevorteilt. Wahrscheinlich ist, dass Klausuren aus dem Staats- und Verwaltungsrecht um europarechtliche Fragen erweitert werden.

Andreas Haratsch, Christian Koenig und Matthias Pechstein bieten nun bereits in 11. Auflage ein umfangreiches Lehrbuch zum Europarecht an. Alle drei sind Professoren mit einem europarechtlichen Forschungsschwerpunkt.

Kritik

Das Lehrbuch richtet sich ausweislich des Vorwortes in erster Linie an Studierende. Auf rund 800 Seiten werden die relevanten Grundlagen und Fragen des Europarechtes ausführlich behandelt. Insbesondere die prüfungsrelevanten materiellen Gewährleistungen des Unionsrecht (Grundrechte, Diskriminierungsverbot, Grundfreiheiten) werden breit und detailreich dargestellt. Zu jedem Zeitpunkt der Darstellung wird die Rechtsprechung des EuGH ausgewertet. Das ist angesichts des auf richterlichen Interpretation angewiesenen Europarechtes auch notwendig.

Insgesamt überzeugt das Lehrbuch sowohl inhaltlich als auch optisch. Der Kritik, dass die Darstellung zu wenig Beispiele enthält, kann nicht gefolgt werden. Die Autoren gehen regelmäßig auf Fallbeispiele der europarechtlichen Judikatur ein und sorgen damit für eine anschauliche Darstellung. Einzig mehr Übersichten bzw. Schemata wären an einigen Stellen wünschenswert gewesen. So bietet es sich an, vor oder nach der Besprechung einer Grundfreiheit ein Prüfungsschema mit den wichtigsten Stichwörtern anzufügen.

Abschließendes Urteil

Die Autoren legen ein bewährtes und im schönen Stil verfasstes Lehrbuch vor. Für die kurzfristige Vorbereitung auf eine Pflichtfachprüfung ist es aber zu umfangreich. Der ist mit "Purnhagen: Europarecht" besser dran. Für eine gründliche Erarbeitung des Europarechts im Grundstudium, zur erfolgreichen Bewältigung des Schwerpunktes sowie als allgemeines Nachschlagewerk ist es hingegen sehr gut geeignet. Zu letzerem trägt insbesondere das umfassende Sachverzeichnis bei.

David van Koppen

Beliebte Posts aus diesem Blog

Christian Heinrich: Examensrepetitorium Zivilrecht, 2. Auflage 2018, 591 Seiten, 44, 90 € (C.H. Beck)

Die meisten Klausuren im ersten Staatsexamen werden im Zivilrecht geschrieben. Das macht eine gründliche und fallorientierte Vorbereitung notwendig, wozu insbesondere eine eigenständige Fallbearbeitung gehört. Christian Heinrich legt nun bereits in zweiter Auflage ein Examensrepetitorium zum Zivilrecht vor, in welchem insgesamt 22 Examensklausuren besprochen werden. Christian Heinrich ist Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Kritik Das Werk erscheint in einem ungewohnten DIN A4 Format. Grund dafür werden die zahlreichen Übersichten sein, die sich schwerlich in ein kleineres Format hätten einzwängen lassen. Bei der Arbeit mit dem Buch stört dieses Format aber nicht. Die Arbeit wird vielmehr erleichtert. Denn es bleibt so aufgeschlagen liegen und klappt nicht einfach so zusammen. Heinrich hat das Werk folgendermaßen aufgebaut: Jede der 22 Klausuren beginnt mit einem Sachverhalt. Darauf folgt eine Lösungsübersicht und sodann der ausformulier

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v