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Thomas Hillenkamp/Kai Cornelius: 32 Probleme aus dem Strafrecht Allgemeiner Teil, 15. Auflage 2017, 285 Seiten, 19, 80 € (Vahlen)

Das Strafrecht ist durchgezogen von Streitigkeiten über die Lösung strafrechtlicher Probleme. Oftmals mit hoher Relevanz für die Praxis. So entscheidet beispielsweise die Abgrenzung zwischen bedingten Vorsatz und (bewusster) Fahrlässigkeit im Extremfall über die Verhängung einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe oder lediglich einer fünfjährigen Gefängnisstrafe wegen fahrlässiger Tötung. So geschehen erst kürzlich im vielbeachteten "Raser-Urteil" aus Berlin. 

Das vorliegende Werk behandelt 32 ausgesuchte Streitfragen aus dem Allgemeinen Teil des Strafrechts. Zunächst von Thomas Hillenkamp begründet, wird es nun von Kai Cornelius fortgeführt. Der Begründer, Thomas Hillenkamp, lehrte bis 2013 Straf- und Strafprozessrecht an der Universität Heidelberg. Kai Cornelius ist Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht an der Universität Regensburg.

Kritik

Jedes der 32 Probleme wird in gleicher Art und Weise dargestellt. Zunächst wird ein Fallbeispiel genannt, aus dem sich das Problem ergibt. Darauf aufbauend erläutert der Autor den Kernpunkt des Problems. Er arbeitet heraus, über was die anschließenden Meinungen überhaupt genau streiten. Dann folgt die Darstellung der verschiedenen Lösungsmodelle aus Rechtsprechung und Lehre mit ihren jeweiligen Argumenten. Abschließend zeigt das Buch, zu welchen Ergebnis die unterschiedlichen Meinungen kommen und verweist auf weitere Diskussionspunkte. Ein Streitentscheid findest bewusst nicht statt.

Diese Vorgehensweise überzeugt. Sie entspricht, vom fehlenden Streitentscheid mal abgesehen, dem normalen Aufbau einer Falllösung. Man findet sich also direkt zurecht. Das Buch ist damit ein schnelles und ergiebiges Nachschlagewerk. Dazu tragen auch die immensen Fundstellen bei. Das alles macht das Werk zu einem wertvollen Helfer für Hausarbeit und Klausur. 

Zu beachten ist aber, dass das Buch auf eine vollständige Streitdarstellung der jeweiligen Probleme ausgerichtet ist. Der Anfänger kann sich durch die zahlreichen Meinungen schnell erschlagen fühlen. Das Gleiche gilt für den gestressten Studenten in der Klausur- bzw der Examensvorbereitung. Wer eine kompaktere und übersichtlichere Darstellung der strafrechtlichen Probleme wünscht, sollte deshalb zu "Fahl/Winkler: Meinungsstreite AT BT/1" greifen. Dieses kostet auch nur die Hälfte. Wer aber auf eine tiefgreifende, mit zahlreichen Fundstellen untermauerte Darstellung setzt, kommt am vorliegenden Werk nicht vorbei. 

Die umfassende Streitdarstellung soll zudem nicht dazu verleiten, sämtliche Meinungen auswendig zu lernen. Das ist gar nicht machbar und auch nicht notwendig. Es sind lediglich die gängigen Meinungen mit ihren Hauptargumenten in der Klausur bzw. Hausarbeit darzustellen. Welche das sind, ist im Buch am Umfang der Nachweise bzw. aus der universitären Vorlesung erkennbar.  

Negativ fällt auf, dass die Autoren unter dem Punkt "Beispiel" auf Fußnoten verzichten und oftmals ausführliche Nachweise in den Fließtext eingearbeitet wurden. Das stört den Lesefluss. Die Vorgehensweise erstaunt, denn die Autoren sind ansonsten sehr um Übersichtlichkeit und Einfachheit bemüht.

Abschließendes Urteil

Das Buch eignet sich vorzüglich als schnelles und größtenteils übersichtliches Nachschlagewerk. Insbesondere für die Hausarbeit ist es Gold wert, da es dem Einzelnen ein aufwendiges Auffinden und Sammeln der unterschiedlichen Meinungen abnimmt. Es ist aber kein Lehrbuch und will auch keines sein. Es versteht sich eher als Ergänzung dazu und wird seinem Anspruch, ein Überblick über gängige Streitstände zu sein, mehr als gerecht.

David van Koppen








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