Direkt zum Hauptbereich

Christian Jäger: Examensrepetitorium Strafrecht Besonderer Teil, 7. Auflage 2017, 496 Seiten, 25, 99 € (C.F. Müller)

Der Besondere Teil des Strafrechts wird von vielen Studierenden ob seiner Lernintensivität gefürchtet. Ihn zu beherrschen, ist für alle Übungsarbeiten und insbesondere für ein erfolgreiches Examen elementar. Neben Detailwissen und Streitständen wird von vielen Studierenden immer wieder die besonders prüfungsrelevante Verzahnung mit dem Allgemeinen Teil des Strafrechts unterschätzt. Dem Strafrecht BT widmet Christian Jäger nun in 7. Auflage ein Examens-Repetitorium.

Prof. Dr. Christian Jäger ist Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Wirtschafts- und Medizinstrafrecht an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Kritik

Jäger behandelt den kompletten Besonderen Teil in einem Lehrbuch. Er stellt zunächst Straftaten gegen die Person und Straftaten gegen das Vermögen dar. Im Anschluss geht er auf „weitere examensrelevante Deliktsgruppen“ ein. Dieser Aufbau überzeugt. Denn er Jäger legt damit den Schwerpunkt – examenstypisch – auf die beiden erstgenannten Gruppen. Gleichwohl, dies darf vorweg gesagt werden, werden auch die sonstigen Delikte nicht benachteiligt und nicht etwa nur unverhältnismäßig kurz dargestellt.

Jäger will Studenten auf das Examen vorbereiten. Es setzt voraus, dass man sich mit den grundlegenden Zügen des Strafrechts bereits vertraut gemacht hat und fortgeschrittene Kenntnisse im Allgemeinen Teil hat. Einleitende Erläuterungen zu einzelnen Tatbeständen sucht man weitestgehend vergeblich. Stattdessen liegt der Fokus der Darstellung stets auf der Klausurbearbeitung. Streitstände werden dort dargestellt, wo sie auch in der Klausur relevant werden, und werden dann kurz gehalten, wenn sie in der Regel nicht entschieden werden müssen. Wenn Jäger Streitigkeiten erklärt, werden nur die wichtigsten Argumente knapp erläutert. Auf die vollständige Darstellung aller jemals literarisch angeführten Argumente wird verzichtet. Das überzeugt, und ist angesichts des Vorhabens, den Strafrecht BT auf unter 500 Seiten darzustellen, auch unumgänglich.

Stattdessen wurden viele Beispiele eingebaut. Diese reichen von kurzen 3-Satz-Fällen bis zu den besonders relevanten BGH-Fällen, welche dann klausurmäßig gelöst werden. Wo keine Probleme sind, bleiben die Ausführungen feststellend. Die Schwerpunkte eines Falles dagegen werden ausführlich und verständlich gelöst. Es ist diese Reduktion aufs Wesentliche, die Jäger besonders gut beherrscht.

Abschließendes Urteil

Wenn man sich bereits intensiv mit dem AT als auch dem BT des Strafrechts auseinandergesetzt hat, wird einem das Werk von Jäger viel bringen. Vor dem großen Schein oder dem Examen kann sich der Student  noch einmal verhältnismäßig kurz, aber sehr intensiv und ohne Lücken mit der Materie vertraut machen. Das Buch fördert insbesondere ein systematisches Verständnis. Angesichts dessen kann es für die genannte Zielgruppe nur empfohlen werden. Die knapp 26€ für dieses Buch erscheinen als ein durchschnittlicher und für das Gebotene absolut angemessener Preis.

Rezensent: Felix Sperrle

Beliebte Posts aus diesem Blog

Christian Heinrich: Examensrepetitorium Zivilrecht, 2. Auflage 2018, 591 Seiten, 44, 90 € (C.H. Beck)

Die meisten Klausuren im ersten Staatsexamen werden im Zivilrecht geschrieben. Das macht eine gründliche und fallorientierte Vorbereitung notwendig, wozu insbesondere eine eigenständige Fallbearbeitung gehört. Christian Heinrich legt nun bereits in zweiter Auflage ein Examensrepetitorium zum Zivilrecht vor, in welchem insgesamt 22 Examensklausuren besprochen werden. Christian Heinrich ist Professor an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Kritik Das Werk erscheint in einem ungewohnten DIN A4 Format. Grund dafür werden die zahlreichen Übersichten sein, die sich schwerlich in ein kleineres Format hätten einzwängen lassen. Bei der Arbeit mit dem Buch stört dieses Format aber nicht. Die Arbeit wird vielmehr erleichtert. Denn es bleibt so aufgeschlagen liegen und klappt nicht einfach so zusammen. Heinrich hat das Werk folgendermaßen aufgebaut: Jede der 22 Klausuren beginnt mit einem Sachverhalt. Darauf folgt eine Lösungsübersicht und sodann der ausformulier

Dieter Medicus/Jens Petersen: Bürgerliches Recht, 26. Auflage 2017, 511 Seiten, 24,90 € (Vahlen)

Das von Dieter Medicus begründete und nun von Jens Petersen fortgeführte Werk "Bürgerliches Recht" ist das wohl bekannteste Standardwerk zur zivilrechtlichen Examensvorbereitung. Das Werk will das examensrelevante Zivilrecht wiederholen und vertiefen. Und zwar ohne Rücksicht auf die Einteilung des BGB in seine fünf Bücher. Vielmehr orientiert sich der Aufbau an den zivilrechtlichen Anspruchsgrundlagen. Innerhalb der einzelnen Anspruchsgrundlagen sind dann Querverbindungen und Vergleiche zu anderen Rechtsgebieten eingearbeitet. Dieter Medicus war Professor für Römisches, Antikes und Bürgerliches Recht in München. Jens Petersen lehrt Bürgerliches Recht, Deutsches und Internationales Wirtschaftsrecht an der Universität Potsdam. Kritik Die Darstellung beginnt mit Ansprüchen aus Vertrag und arbeitet sich über die Geschäftsführung ohne Auftrag, dinglichen und deliktischen Ansprüchen bis zum Bereicherungsrecht vor. Das Werk schließt mit Abschnitten zu Einwendungen und v

Haratsch/Koenig/Pechstein: Europarecht, 11. Auflage 2018, 850 Seiten, 36, 00 € (Mohr Siebeck)

Das Europarecht ist neben dem Internationalen Privatrecht, Familien- und Erbrecht und StPO eines der Rechtsgebiete, welches von den meisten Examenskandidaten auf Lücke gelernt wird. Es gehört aber in seinen Grundzügen zu den Pflichtfächern im Examen und sollte daher im Grundsatz auch beherrscht werden. Eine rein europarechtliche Klausur im Pflichtfach ist eher unwahrscheinlich. Dafür wären Studenten, die einen europarechtlichen Schwerpunkt gewählt haben, zu sehr bevorteilt. Wahrscheinlich ist, dass Klausuren aus dem Staats- und Verwaltungsrecht um europarechtliche Fragen erweitert werden. Andreas Haratsch, Christian Koenig und Matthias Pechstein bieten nun bereits in 11. Auflage ein umfangreiches Lehrbuch zum Europarecht an. Alle drei sind Professoren mit einem europarechtlichen Forschungsschwerpunkt. Kritik Das Lehrbuch richtet sich ausweislich des Vorwortes in erster Linie an Studierende. Auf rund 800 Seiten werden die relevanten Grundlagen und Fragen des Europarechtes aus